Der Waldkindergarten
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Kinder wollen sich bewegen,
Kindern macht Bewegung Spaß,
weil sie so die Welt erleben,
Menschen, Tiere, Blumen, Gras.
Kinder wollen laufen, springen,
kullern, klettern und sich dreh'n,
wollen tanzen, lärmen, singen,
mutig mal ganz oben steh'n;
ihre Körper so entdecken,
wollen tasten, riechen,
schmecken,
und entdeckend hören,
schauen, fühlen,
wach mit allen Sinnen
innerer Bewegung Glück.
Lasst die Kinder dies gewinnen
und erleben Stück für Stück.
(Karin Haffner)
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Den liebevollen Umgang mit der Natur lernen Kinder, indem sie eine Beziehung zu ihr anknüpfen. Das geschieht am besten durch das Spiel, denn Spielen ist das Element der Kinder. Die Umwelt wird keinen Schaden erleiden, wenn die Kinder dazu angeleitet werden, Pflanzen mit Maß und Sorgfalt zu pflücken - im Gegenteil: Die Kinder setzen sich bewusst mit der Schönheit und den Eigenarten der Natur auseinander. Die Schätze, die sie in ihren Händen halten, regen ihre Fantasie an und gewinnen Leben: Die Blüte wird zum Schmuckstück, die Rinde zum Schiff, die Mohnblume zur Puppe.
Die jahreszeitlich bedingten Spiele helfen unseren Kleinen, den Jahresablauf bewusst zu erleben und den natürlichen Rhythmus der Pflanzenwelt zu beobachten. Für Landkinder geht von ihrer Naturumgebung auch heute noch ein starker Spielreiz aus. Für Stadtkinder muss die Beziehung zu Naturmaterial meistens bewusst geschaffen und die Anregung zum Spiel gegeben werden.
Natur-Spielzeug entsteht aus dem Augenblick. Wir brechen ein Ahornblatt ab und formen eine Tabakspfeife oder ein Körbchen daraus. Ein Grashalm wird zur Flöte. Die Natur bietet Kindern eine Fülle von Spielmaterial an: Blüten, Blätter, Gräser, Samen, Früchte, Zweige, Rinden und Wurzeln. Spiel und Spielzeug bedeuten Vergnügen, Fantasie und Nachahmung.
Aus: Susanne Stöcklin-Meier: "Natur-Spielzeug"
"Adieu", sagte der Fuchs.
"Hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: "Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar", wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken. "Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig." "Die Zeit, die ich für meine Rose verloren habe...", sagte der kleine Prinz, um es sich zu merken. "Die Menschen haben die Wahrheit vergessen", sagte der
Fuchs. "Aber du darfst sie nicht vergessen. "Ich bin für meine Rose verantwortlich...", wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken. Aus: Antoine de Saint-Exupéry: "Der Kleine Prinz" |
"Gebt dem kleinen Kind
Jean Paul |
Genauso wenig, wie der Mensch die Natur zerstören darf, darf die Natur vor ihm verschlossen werden.
Wir sind Teil dieser Natur und somit an ihr nutzungsberechtigt. Nur muss dieser Umgang mit der Natur auf eine Art und Weise erfolgen, die der Natur entspricht. Wir müssen unser Verhalten den Naturgegebenheiten anpassen. Dies gilt ganz besonders in der Vorbild- und Vermittlerrolle, die wir Erwachsenen innehaben.
Wenn wir mit 15 oder mehr Kindern in die Natur stürmen, dabei in die Naturschutzgebiete eindringen, brütende Vögel aus ihren Nestern scheuchen oder geschützte Pflanzen zertrampeln, dann ist unsere Vorstellung vom Umgang mit der Natur falsch.
Gerade im Waldkindergarten gehört es zu unseren Zielen, behutsam und verantwortungsbewusst mit der Natur umzugehen!
(Bezug: SJ NW "Praxismappe
Abenteuer/Erlebnis", S.25)
Im Wald
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Ein Waldkindergarten ist ein Kindergarten ohne Türen und Wände. In diesem Kindergarten unter freiem Himmel spielt sich alles im Wald ab ("Unser Dach sind die Baumkronen"). Die Kinder laufen, spielen und basteln dort, wie in einem anderen Kindergarten auch. Es gibt kein festes Haus, denn die Kinder sind bei Wind und Wetter draußen. Nur für extreme Witterung, wie Sturm oder Gewitter, gibt es eine Hütte oder einen Bauwagen zum Unterstellen. Ansonsten zählt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.
Die Betreuung der 15-köpfigen Gruppe wird i. d. R. von staatlich anerkannten Erzieherinnen und Erziehern übernommen. Diese sind mit einem Mobiltelefon für Notfälle und einem Erste-Hilfe-Kasten ausgerüstet. Der Waldkindergarten findet das ganze Jahr im Wald statt. Es gibt viel Zeit und kein vorgegebenes Spielmaterial. Trotzdem hört man den ganzen Morgen nicht ein einziges Mal: "Was soll ich spielen?" oder "Mir ist langweilig." Die Natur bietet unendlich viele Sachen an!
Der Ursprung dieser Idee liegt in Dänemark. Hier wurde vor etwa 50 Jahren der erste Waldkindergarten gegründet. Im Laufe der Zeit entstanden etwa 60 weitere Waldkindergärten. Der Waldkindergarten (dän.: Skovbornehave) ist eine besondere Art dänischer Kindergartenpädagogik.
Der erste staatlich anerkannte Waldkindergarten in
Deutschland entstand 1993 in Flensburg. Danach begann eine regelrechte
Gründungswelle. Mittlerweile gibt es über 2.000 Waldkindergärten in Deutschland.
Die Welle schwappt über in zahlreiche europäische und außereuropäische Länder
dieser Erde, wo zunehmend mehr Wald-, Natur- und auch Strandkindergärten
gegründet werden.
Seit 2018 sind alle diese Einrichtungen dazu eingeladen, jeweils am 3. Mai eines Jahres den Internationalen Tag des Waldkindergartens (International Day of Forest Kindergarten) als besonderen Aktionstag zu begehen.
Welche Vorteile haben Kinder in Waldkindergärten?/ Was ist anders?
der jeden Tag neu Einmal werden die Bäume die Lehrer sein, |
Die Vorteile aus medizinischer Sicht
Ein Waldkindergarten bietet aus medizinischer Sicht eine Reihe von Vorteilen. Der Aufenthalt an der frischen Luft ist zunächst für das Bronchialsystem sehr förderlich und birgt keine Gefahren, angepasste Kleidung natürlich vorausgesetzt. Die Bronchien werden weitgestellt, also asthmatischen Beschwerden vorgebeugt; das Immunsystem gestärkt und die Sauerstoffversorgung gesichert.
Zahlreiche Statistiken der letzten Jahre zeigen, dass Hautkrankheiten wie Neurodermitis usw. durch Aufenthalt in ausschließlich stark gereinigten oder gar sterilisierten Räumen gefördert werden. Als Eltern braucht man also keine Angst vor ein bisschen "Dreck" zu haben. Auch die Infektionsgefahr durch kleine Wunden ist im Wald nicht höher. Selbst im Falle einer infizierten Wunde sind die betreffenden Keime leicht zu behandeln.
Die psychische Entwicklung der Kinder verläuft im Waldkindergarten freier und ungezwungener. Die grob- und feinmotorische Entwicklung wird gefördert.
Letztendlich wird das Kind zum Umgang mit der Natur erzogen und erlebt sich selbst als Teil hiervon.
Dr. S. Voges-Sieger und Volkmar Sieger
Fachärzte für Allgemeinmedizin
31319 Sehnde-Ilten
Die Initiatorin des Waldkindergartens Buxtehude, Dr. Daniela Hege-Treskatis, berichtet:
Die Idee des Waldkindergartens hatte mich schon fasziniert, als mein ältester Sohn gerade erst geboren war. Mit dreieinhalb Jahren besuchte mein Sohn Tim zunächst ein halbes Jahr lang einen Regelkindergarten. Als im Oktober 1996 der Waldkindergarten in Rheinbach bei Bonn startete, nahm ich die Gelegenheit wahr und meldete meinen damals 4-jährigen Sohn Tim in diesem Kindergarten unter freiem Himmel an. Die anfänglichen Bedenken meines Mannes ("....bei jedem Wetter draußen?") schlugen bald in Begeisterung um.
Tim, von Natur aus eher schüchtern, gewöhnte sich erstaunlich schnell an die neue Gruppe. Er entwickelte schon bald großen Gefallen am Waldkindergarten. Er hat während dieses einen Kindergartenjahres nicht einmal über zu kaltes oder zu nasses Wetter gejammert. Im Gegenteil: er liebte den Regen, denn dann gab es endlich wieder Regenwürmer und Schnecken, die sich so schön "glibschig auf der Haut anfühlen".
Entscheidend für das Wohlbefinden der Kinder bei Wind und Wetter ist die richtige Kleidung, die aus vielen dünnen Schichten Baumwolle oder Wolle besteht und außen mit einer wasserdichten Haut ("Buddelkleidung") abschließt:
"Buddelkleidung"
Tim war noch nie so gesund wie in diesem einen Jahr Waldkindergarten! Es gefiel ihm dort nicht nur sehr gut, sondern er veränderte sich auch sehr zum Positiven:
Kam er früher oft aggressionsgeladen aus dem Regelkindergarten, so war er nun ausgeglichen und ruhig. Er formte aus mitgebrachten Stöcken Buchstaben und Zahlen, entwickelte kreative Spielideen, die er mit enormer Ausdauer und Fantasie spielte. Anfängliche Gleichgewichtsschwierigkeiten wurden abgelöst durch Körperbeherrschung und handwerkliches Geschick. Tim ist mutiger, selbstsicherer und erfinderischer geworden; er stellt sich selber Aufgaben, die er eigenständig löst.
Er begreift komplexe Zusammenhänge, ist wissbegierig und kann sich lange und intensiv alleine beschäftigen. Auffällig war auch, dass er schon nach kurzer Zeit im Waldkindergarten eine ausgeprägte Beobachtungsgabe entwickelte.
Auf die Frage, was ihm so gut am Waldkindergarten gefällt, antwortet Tim spontan:
"Mir gefällt im Waldkindergarten gut,
Um auch anderen Kindern diese richtungsweisende und
innovative Form des Kindergartens zu ermöglichen, fasste ich nach unserem Umzug
im Herbst 1998 den Entschluss, hier in Buxtehude einen Waldkindergarten ins
Leben zu rufen.
Dr. Daniela Hege-Treskatis
Weitere Infos erhalten Sie unter eMail: a.niesel@t-online.de
oder bei:
Andreas Niesel, Im Nordfelde 8, 31319 Sehnde, Telefon und Fax: 05138/9969
Wir bedanken uns beim Waldkindergarten Waldenbuch für die
freundliche Zurverfügungstellung des Waldkindergarten-Logos (= offizielles WakiWabu-Logo) und der wandernden Gummistiefel.
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Verantwortlich f. d. Gestaltung: Andreas Niesel, Sehnde, eMail: a.niesel@t-online.de